Schneewolf

Schneewolf

In einer Jazzbar in Bosnien herrscht dicke Luft. Eingekeilt zwischen Studenten verbringen wir passivrauchend den Abend. Eine ‚Walter Wolf‘ nach der anderen wird aus ihrer exclusiven Packung genommen und angezündet. Die blauen durchdringenden Wolfsaugen auf der blütenweißen Zigarettenschachtel fangen meinen Blick auf. Sie faszinieren mich, durchdringen meine Gedanken, schlagen mich spöttisch in ihren Bann und raunen mir zu:

Diese intelligenten jungen Menschen glauben, dass die Zukunft ihnen gehört. Wachsam bewachen sie ihre Grenzen. Niemand soll ihnen zu nahe treten. Aber genau das ist der Weg, wie ich mir alles nehmen werde, alles.

Verletzungen haben Hass gesät und erneut verletzt. Bitterkeit hat ihr Herzensland im Griff und versucht alles zu durchdringen. Stolz schlagen sie sich an die Brust – wir sorgen für unser Glück.

Lukrative Geschäfte. Selbstbestimmtes Handeln. Vermeintlich frei. Sie ignorieren, dass ‚Walter Wolf‘ tödlich ist.

Meine Schönheit ist gefährlich unauffällig.

So getarnt bekomme ich, was ich will. Aktiv oder passiv, wissend oder unwissend – sie lassen sich von mir regieren. 

Hauptsache Spaß, Erfolg, eine goldene Vision. Bei manchen leistet Religiosität der Verbitterung weiter Vorschub. Für Gott und ihren einzig wahren Glauben tun sie alles. Dann wird dieser Gott doch auch alles für sie tun!?

Mit diesem Willen regieren sie ihre Welt und ihren Gott. Und sie leiden, weil sie blind für die Wahrheit sind. Ich habe alles unterminiert, sechs Millionen Minen auf ihren Feldern verbuddelt und noch mehr in ihren Herzen vergraben. Hah!

Mein einziges Ziel ist, Herzen zu stehlen, Liebe abzutöten und Leben zu zerstören.

Es gibt nur eines, das ich fürchte, das mich unbarmherzig zurückdrängen kann: Vertrauen – nicht kämpfen.

Dem Einen, der sie kennt und alles für sie getan hat.

Vertrauen würde bedeuten, den Egotrip aufgeben, Erfüllung dort suchen, wo selbstlose Liebe gefragt ist.

Dann hätte ich keine Chance.

Die Liebe würde das Minenräumen übernehmen – das angestrengt für sich selbst sorgen wäre plötzlich unnötig. 

Meine Taktik würde auffliegen und ich hätte verspielt. Aber noch bin ich der Wolf und genial wie ich bin, halte ich die ganze Welt im Griff.

Und keiner begreift, dass es um Leben oder Tod geht.“

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A thief is only there to steal, and kill and destroy. I came so they can have real and eternal life, more and better life than they ever dreamed of. I am the Good Shepherd. The Good Shepherd puts the sheep before himself, sacrifices himself if necessary. A hired man is not a real shepherd. The sheep mean nothing to him. He sees a wolf come and runs for it.

(The Message/ John 10,10.12a)

Keep a sharp eye out for weeds of bitter discontent. A thistle or two gone to seed can ruin a whole garden in no time. (The Message, Hebräer 12, 15 )

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